Was mich an der Emerging Church beunruhigt I - Theologie als Schatz
Erstmal ein paar Klarstellungen: Ich sehe mich selbst bewusst als Teil der Emerging Church. Die EC ist für mich in den letzten Jahren eine Art geistiges und geistliches Zuhause geworden. Egal ob ich grad irgendwo in England, in Deutschland, Österreich oder sonstwo unterwegs bin: Wenn ich Leute aus dieser Ecke treffe, dann ist es immer ein Nach - Hause - kommen. Das sind Leute, bei denen ich mich wohl fühlen kann und die mich nicht als seltsamen Fremdkörper betrachten werden (bis auf einen gewissen Steve F. in London;-).
Trotzdem gibt es Dinge, die mich auf dieser Reise immer wieder stören und nach wiederholtem Stolpern denke ich, sie wären ein paar Gedanken und Diskussionen wert. Aus diesem Grund möchte ich hier ein paar Beiträge posten. Da es mehrere Stolpersteine sind, kommen nicht alle Anfragen in einen Post, sondern eine nach der anderen. Kritik ist ausdrücklich erwünscht und hilfreich, vielleicht mach ich mal irgendwann einen durch Kritik geläuterten und "raffinierten" Artikel draus.
Okay, soviel zu den Vorbemerkungen...
Ist euch schon mal aufgefallen, dass Theologie in der Emerging Church sehr geschätzt wird? Viele Leute in der Emerging Church Conversation bloggen, schreiben und sagen, dass sie Theologie für sehr wichtig halten. Das ist an sich erst mal sehr positiv. Theologie ist auch wichtig. Was mich jedoch häufig dabei stört, ist die Tatsache, dass wir in dieser Conversation sehr viele Leute haben, die sich unheimlich für Theologie interessieren, aber keine Theologen sind. Auch die studierten Theologen der Emerging Church sind nur sehr selten wirklich große Vertreter dieser Spezies. Für mich klingt das ein bisschen nach "the grass is always greener on the other side". Das Verlockende an Theologie ist ihr Reichtum. Man findet dort viel, sehr viel! Wenn man lange genug sucht, wahrscheinlich sogar fast alles. Und das machts problematisch: Jede noch so phantastische Meinung lässt sich irgendwo im großen Schatz der Theologie finden oder unterstützen und belegen. Gute Theologen wissen das und arbeiten mit Wahrscheinlichkeiten, Demut und viel Sorgfalt. Gute Theologen irren sich trotzdem (Zwingli und Luther können nicht beide in Punkto Abendmal recht gehabt haben)!
Mich bringt das zum Nachdenken, besonders weil Leute in der Emerging Church gerne mit Theologie arbeiten, argumentieren, sich in sie verlieben... aber wo bleibt die Demut, wo bleibt die Sorgfalt? In dem Moment, wo man Theologie sorglos und stolz verwendet, wirds meiner Ansicht nach wirklich gefährlich, weil es Menschen gibt, die meiner Theologie glauben schenken werden, und im Licht meiner Theologie Gott betrachten und ihr Leben führen werden. Ich möchte mal folgendes behaupten: Theologie ist nicht an sich schon gut, nur gute Theologie ist wirklich gut. Selbst gute Theologie kann falsch sein, was aber kein Grund ist, sämtliche Theologie als gleichwertig anzusehen. Vielmehr kann daraus nur folgen, dass Theologie an sich einfach nicht überbewertet werden darf.
Danke fürs lesen und legt mal los....
Labels: Emerging Church, Theologie