21 April 2009

Frühjahrskongress Impuls Teil I



Problemstellung: Wer sich mit dem Zeitgeist verheiratet erlebt sich schnell als Witwer

Dieser Ausspruch von Søren Kierkegaard beschreibt einen grundsätzlichen Sachverhalt mit dem die Kirche immer wieder ringt und ringen muss. Die Kirche wird oft als Schiff bezeichnet, das im Idealfall im Meer der Zeit unterwegs ist. Es gibt dazu auch ein Kirchenlied mit dem Titel „Ein Schiff das sich Gemeinde nennt“. So schön dieses Lied und das darin enthaltene Bild auch ist, wir müssen uns die Frage stellen, ob wir nicht doch an der einen oder anderen Stelle den Anker geworfen und den Zeitgeist an uns vorbeiziehen haben lassen. In den vergangenen Jahren hat ein erheblicher Übergang im Denken, ja im Weltbild vor allem der jüngeren Generation stattgefunden, der auch uns als Kirche betrifft - betreffen muss. Viele sprechen hier vom Übergang vom modernen zum postmodernen Menschen. Wie sieht dieser postmoderne Mensch aus? Dazu möchte ich Ihnen Thomas vorstellen. Thomas ist 22 Jahre alt und studiert Theater- Film- und Medienwissenschaft in Wien. Nun - äußerlich unterscheidet sich Thomas kaum von anderen Menschen. Aber - Thomas hat eine ganz andere Geschichte und auch ganz andere Anschauungen wie etwa sein Großvater Josef. Thomas ist nicht wie er in eine christliche Kultur hineingewachsen. Seine Eltern sind nach der Scheidung beide aus der Kirche ausgetreten und fanden es besser Thomas einmal selber die Entscheidung zu überlassen, welchen Glauben er wählen will. Thomas bezeichnet sich selbst als sehr spirituellen Menschen. Er denkt, dass er die Kraft, die er für das tägliche Leben braucht, von einer Art göttlichen Energiequelle bezieht. Er hält es auch für wahrscheinlich, dass er nach dem Tod als Katze wiedergeboren wird. Dafür sorgt dann auch wieder diese Energiequelle. Religiös ist Thomas aber nicht. Diese Bezeichnung lehnt er strikt ab. Wahrscheinlich deswegen, weil er schlechte Erfahrungen mit Religion gemacht hat. Einmal ist er auf der Straße angequatscht worden. Der Typ der ihn angequatscht hat sagte, dass Jesus der einzige Weg sei und dass auch Thomas das brauche, was er selbst schon längst hat. „Wie kannst du wissen was ich brauche, wenn du mich doch gar nicht kennst“, erwiderte Thomas böse. Er hasst es, wenn ihm irgendjemand etwas aufdrücken will, oder so mit ihm spricht als hätte er die Weisheit mit dem Löffel gefressen. Überhaupt glaubt Thomas nicht, dass es eine Religion gibt, die Recht hat und die absolute Wahrheit predigt. Thomas sagt immer: „Wahrheit muss jeder für sich selbst finden. Wahr ist was in mein Leben passt und sich in meine Geschichte einordnen lässt. Es gibt nicht die Wahrheit, sondern viele Wahrheiten.“ Thomas mag Menschen, die ihm echt gegenübertreten. Menschen, die sich für ihn und seine Ansichten interessieren. Mit religiösen Spinnern hingegen hat Thomas ein Problem: „Nach außen hin ist einer frommer als der andere - in Wirklichkeit haben sie aber alle Dreck am Stecken.“ Gerade die Kirche habe in der letzten Zeit so viel Mist gebaut, dass Thomas diesem Verein niemals beitreten würde. Diese „veraltete“ und „machtgeile“ Institution gehört seiner Meinung nach abgeschafft. Jesus selbst findet er aber schwer in Ordnung: „Ein Revolutionär, der für seine Ideale eingetreten ist; - so wie Mahatma Gandhi oder Nelson Mandela.“ Thomas ist ein junger Mann, wie er uns heute oft begegnet.